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matthias.opitz [Sachgeschichte]
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matthias.opitz [Sachgeschichte]
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 Erinnerungsorte entstehen nicht nur auf natürliche Weise ‚von unten‘, d. h. innerhalb der Erinnerungsgemeinschaften. Es sind auch professionelle Gruppen, etwa  Museumsfachleute,​ Archivare und Archivarinnen oder Denkmalpfleger und Denkmalpflegerinnen,​ Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer sowie mitunter auch Laien oder semi-professionelle Akteure aus Heimatvereinen oder der Werbe- und Tourismusbranche an der Entstehung bzw. Etablierung von Erinnerungsorten im kollektiven Gedächtnis beteiligt. Manchmal wird dabei bewußt oder unbewußt versucht, ein bestimmtes Geschichtsbild zu vermitteln, vor allem, wenn Erinnerungsorte touristischen Zwecken dienen sollen. Erinnerungsorte entstehen nicht nur auf natürliche Weise ‚von unten‘, d. h. innerhalb der Erinnerungsgemeinschaften. Es sind auch professionelle Gruppen, etwa  Museumsfachleute,​ Archivare und Archivarinnen oder Denkmalpfleger und Denkmalpflegerinnen,​ Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer sowie mitunter auch Laien oder semi-professionelle Akteure aus Heimatvereinen oder der Werbe- und Tourismusbranche an der Entstehung bzw. Etablierung von Erinnerungsorten im kollektiven Gedächtnis beteiligt. Manchmal wird dabei bewußt oder unbewußt versucht, ein bestimmtes Geschichtsbild zu vermitteln, vor allem, wenn Erinnerungsorte touristischen Zwecken dienen sollen.
  
-In der deutschen Kulturwissenschaft haben Aleida und Jan Assmann, ​ von Maurice Halbwachs‘ Überlegungen inspiriert, zwischen einem kurzlebigen,​ dynamischen kommunikativen einem dauerhaften kulturellen Gedächtnis unterschieden. ​ Das kommunikative Gedächtnis dient in erster Linie der Bewältigung des täglichen Lebens. Die darin bewahrten gemeinsamen Erinnerungen beruhen auf der alltäglichen zwischenmenschlichen Kommunikation und gehen nach etwa drei bis vier Generationen verloren. Im Gegensatz dazu ist das kulturelle Gedächtnis in seiner Lebensdauer nicht begrenzt, da es sich auf langfristig bestehende, institutionalisierte Ankerpunkte wie Texte, Bilder und Riten stützt.+In der deutschen Kulturwissenschaft haben Aleida und Jan Assmann, ​ von Maurice Halbwachs‘ Überlegungen inspiriert, zwischen einem kurzlebigen,​ dynamischen kommunikativen einem dauerhaften kulturellen Gedächtnis unterschieden. ​ Das kommunikative Gedächtnis dient in erster Linie der Bewältigung des täglichen Lebens. Die darin bewahrten gemeinsamen Erinnerungen beruhen auf der alltäglichen zwischenmenschlichen Kommunikation und gehen nach etwa drei bis vier Generationen verloren. Im Gegensatz dazu ist das kulturelle Gedächtnis in seiner Lebensdauer nicht begrenzt, da es sich auf langfristig bestehende, institutionalisierte Ankerpunkte wie Texte, Bilder und Riten stützt. Mittlerweile genießt das Konzept der Erinnerungsorte eine enorme Popularität. Die Konzepte von Maurice Halbwachs, Pierre Nora sowie Jan und Aleida Assmann stellen nicht die einzigen, wohl aber die einflussreichsten Ansätze zur Erforschung kollektiver Erinnerung dar.
  
-Mittlerweile genießt das Konzept der Erinnerungsorte ​eine enorme PopularitätDie Konzepte von Maurice Halbwachs, Pierre Nora sowie Jan und Aleida Assmann stellen nicht die einzigenwohl aber die einflussreichsten Ansätze zur Erforschung kollektiver Erinnerung dar.+Erinnerungsorte ​können auf mehreren Ebenen nebeneinander existierenSo gibt es (inter)nationale ​und auch regionale – in unserem Fall Siegerländer – Erinnerungsorte. Zudem haben verschiedene gesellschaftliche Gruppen durchaus unterschiedliche Erinnerungsorte. Ältere Menschen können andere haben als jungeProtestanten andere als Katholiken, – um nur einige mögliche Erinnerungsgemeinschaften zu nennen. Gemeinsam ist einem Erinnerungsort,​ dass viele Menschen etwas mit ihm verbinden und ihn für ihre Identität als relevant empfinden
  
-Erinnerungsorte können auf mehreren Ebenen nebeneinander existieren. So gibt es (inter)nationale und auch regionale – in unserem Fall Siegerländer – Erinnerungsorte. Zudem haben verschiedene gesellschaftliche Gruppen durchaus unterschiedliche Erinnerungsorte. Ältere Menschen können andere haben als junge, Protestanten andere als Katholiken, – um nur einige mögliche Erinnerungsgemeinschaften zu nennen. Gemeinsam ist einem Erinnerungsort,​ dass viele Menschen etwas mit ihm verbinden und ihn für ihre Identität als relevant einstufen. ​Diese Vielfalt der Erinnerungsgemeinschaften wird anhand der zahlreichen Buchpublikationen zu (inter)nationalen sowie regionalen Erinnerungsorten deutlich. Die deutschen Erinnerungsorte wurden von Etienne François & Hagen Schulze veröffentlicht,​ welche dabei jedoch ein anderes Anliegen verfolgten als Pierre Nora zuvor mit seiner Pionierarbeit "Les lieux de mémoire"​. Während es, wie schon der Titel „Erinnerungsorte Frankreichs“ andeutet, Noras Anliegen gewesen war, die französische Nationalgeschichte aus dem Blickwinkel der Erinnerungsgeschichte neu zu erzählen, wählten François und Schulze bewusst den Titel „Deutsche Erinnerungsorte“,​ der angesichts der vielen Brüche in der deutschen Geschichte passender erscheint und darüber hinaus die Eingebundenheit Deutschlands in einen deutschsprachigen und gesamteuropäischen Rahmen widerspiegelt. Unter den von Ihnen ausgemachten Erinnerungsorten finden sich so unterschiedliche „Orte“ wie der Berliner Reichstag, Goethe, Grimms Märchen, die Bundesliga und Beethovens Neunte aber auch schmerzhafte oder Unbehagen und Scham auslösende Erinnerungsorte wie Stalingrad oder Auschwitz.+Diese Vielfalt der Erinnerungsgemeinschaften wird anhand der zahlreichen Buchpublikationen zu (inter)nationalen sowie regionalen Erinnerungsorten deutlich. Die deutschen Erinnerungsorte wurden von Etienne François & Hagen Schulze veröffentlicht,​ welche dabei jedoch ein anderes Anliegen verfolgten als Pierre Nora zuvor mit seiner Pionierarbeit "Les lieux de mémoire"​. Während es, wie schon der Titel „Erinnerungsorte Frankreichs“ andeutet, Noras Anliegen gewesen war, die französische Nationalgeschichte aus dem Blickwinkel der Erinnerungsgeschichte neu zu erzählen, wählten François und Schulze bewusst den Titel „Deutsche Erinnerungsorte“,​ der angesichts der vielen Brüche in der deutschen Geschichte passender erscheint und darüber hinaus die Eingebundenheit Deutschlands in einen deutschsprachigen und gesamteuropäischen Rahmen widerspiegelt. Unter den von Ihnen ausgemachten Erinnerungsorten finden sich so unterschiedliche „Orte“ wie der Berliner Reichstag, Goethe, Grimms Märchen, die Bundesliga und Beethovens Neunte aber auch schmerzhafte oder Unbehagen und Scham auslösende Erinnerungsorte wie Stalingrad oder Auschwitz.
  
 Das Projekt ZEIT.RAUM Siegen will in Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern regionale Erinnerungsorte in und um Siegen identifizieren und auf ihre Bedeutung für die Menschen untersuchen. Teil des Projekts ist die Erstellung eines interaktiven und multimedialen 3D-Stadtmodells,​ welches im Siegerlandmuseum ausgestellt sein wird und solche Erinnerungsorte sicht- und greifbar macht. ​ Das Projekt ZEIT.RAUM Siegen will in Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern regionale Erinnerungsorte in und um Siegen identifizieren und auf ihre Bedeutung für die Menschen untersuchen. Teil des Projekts ist die Erstellung eines interaktiven und multimedialen 3D-Stadtmodells,​ welches im Siegerlandmuseum ausgestellt sein wird und solche Erinnerungsorte sicht- und greifbar macht. ​
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