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Siegerlandmuseum im Oberen Schloss Sachgeschichte 1892 wurde ein Leserbrief des Siegener Bürgers Fabricius an die Siegener Zeitung veröffentlicht, in dem ein Aufruf für ein Siegerländer Museum gestartet wurde. Fabricius plädierte für ein ethnographisch-kulturhistorisches Museum des Siegerlandes um die Eigenarten der Siegerländer und ihre Kultur darzustellen , deren Schwinden er bedauerlich fand. Nachdem der Aufruf nicht den nötigen Erfolg gebracht hatte, schrieb der gebürtige Siegerländer Fischbach, der als Archäologe in Graz lebte, 1894 an seinen Freund Fabricius, der sich weiterhin für ein Museum des Siegerlandes stark machte. Fischbach schlug vor, das Museum „am besten wohl im historisch so interessanten „alten Schloss“ unterzubringen. Das 1905 von Hans Kruse ins Leben gerufene „Siegener Landesmuseum“ umfasste zur Gründungszeit nur drei Räume, die mit Kostbarkeiten der Siegener Bevölkerung bestückt wurden. Durch den Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein (seit 1911) und den Verein der Freunde und Förderer des Siegerlandmuseums e.V. (seit 1937) unterstützt, wurde das Museum immer mehr ausgebaut. Mit den Jahrzehnten hat es sich, abgesehen von der starken Zerstörung des Schlosses im Zweiten Weltkrieg, immer mehr zu dem in Abteilungen gegliederten, strukturierten Museum mit wertvollen, international wichtigen Exponaten entwickelt, das es heute darstellt. Erinnerungskulturelle Debatten Setzen sich die Besucher und Besucherinnen mit den Ausstellungen im Siegerlandmuseum auseinander, können sie am kulturellen Gedächtnis partizipieren. Folglich können Exponate oder ganze Ausstellungen zu Erinnerungsorten werden. Zu den Schwerpunkten der Dauerausstellungen im Siegerlandmuseum gehören die Wirtschaftsausstellung mit einer bedeutenden Mineraliensammlung, einer Gebläsemaschine, einem Wind-Ofen aus der La-Tène-Zeit und einem Schaubergwerk, die Kunstausstellung mit der Ahnengalerie der Nassau-Oranier und Nassau-Siegener, neun originale Rubensgemälde, dazu weitere Gemälde von Künstlern aus Rubens unmittelbaren Umfeld sowie die Ausstellung über die Wohnkultur des 19. Jahrhunderts. Zudem gibt es einen kleinen Raum, der „Folterkammer“ genannt wird, mit schmiedeeisernen, im Siegerland hergestellten Waffen. Die stadtgeschichtlichen Zeugnisse nehmen einen weiteren Bereich des Siegerlandmuseums ein. Ofenplatten aus der Siegener Eisenschmiede sowie die Skulptur der „Schönen Madonna“ stellen weitere Kostbarkeiten dar. Bestimmte Persönlichkeiten sind seit der Eröffnung des Siegerlandmuseums immer wieder hervorgehoben worden. Zu diesen gehören der flämische Maler Peter Paul Rubens, Graf Wilhelm I. von Nassau-Oranien und Fürst Johann Moritz von Siegen-Nassau. Das Schaubergwerk, die Mineraliensammlung und die Wohnkultur mit dem Biedermeierzimmer gehören ebenso zu den Ausstellungsteilen, die stets erwähnt worden sind. Sie alle werden als Inhalt für den potentiellen Erinnerungsort „Siegerlandmuseum“ untersucht. Graf Wilhelm I. von Nassau-Oranien Im Jahre 1933 fand die gut besuchte „Nassau-Oranien-Gedenkausstellung“ statt, verbunden mit einer Gedenkfeier. In der Begleitbroschüre zur Gedenkausstellung schrieb Museumsleiter Hans Kruse dem Oranier Graf Wilhelm I. eine Art „Vorbildfunktion“ für die Siegerländer und Niederländer Bevölkerung zu. Erst im Jahr 1939 erwarb das Museum eine Oraniersammlung aus hessischem Schlossbesitz, sodass eine kleine „Ahnengalerie“ entstehen konnte. Dass die Bilder kurz vor Kriegsbeginn erworben wurden, könnte damit zusammenhängen, dass stets daran erinnert werden sollte, wie militärisch erfolgreich die „Väter der Stadt“ waren. Im Jahr 1968 fand eine weitere Gedenkausstellung statt, und zwar zur 400. Wiederkehr der Versammlung eines Heeres auf der Ginsburger Heide bei Hilchenbach, das in die Niederlande zog um gegen die Truppen des spanischen Feldherrn Herzog Alba, der diese besetzte, zu kämpfen. Es ist möglich, dass die Gedenkausstellung einen politischen Hintergrund hatte und an das „Band“ zwischen den Niederlanden und Deutschland erinnert werden sollte, das Wilhelm der Schweiger durch seinen Einsatz in den Niederlanden gestärkt hatte. Auch zum 400. Todestag des Schweigers im Jahre 1984 stellte das Siegerlandmuseum Grafiken aus, die den niederländischen Befreiungskampf thematisierten, den der Oranier angeführt hatte. Durch die Teilnahme an den Gedenkausstellungen konnten sich die Siegenerinnen und Siegener mit ihren „Ahnen“ befassen und diese als Vorbilder für die damalige Gegenwart und Zukunft sehen. Gedenkfeiern als „Denkmäler in der Zeit“, wie Aleida Assmann sie nennt, bestätigen Individuen ihre Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen kulturellen Identität und bringen die Inhalte der Gedenkfeier der Öffentlichkeit wieder ins Bewusstsein. Sie ermöglichen eine Reaktivierung und Erneuerung der Erinnerungen für Erinnerungsgemeinschaften. Durch die Gedenkausstellungen konnte der Inhalt „Wilhelm der Schweiger als Befreier der Niederlanden“ reaktiviert und ins Funktionsgedächtnis der Siegener Bevölkerung gerufen werden, vorausgesetzt, dass die Siegenerinnen und Siegener an der Gedenkfeier partizipieren und sich mit den Inhalten auseinandersetzten. Da die Gedenkausstellung gut besucht wurde, stellt das Siegerlandmuseum als Ort der Dauer- und Sonderausstellungen zumindest einen potentiellen Erinnerungsort für die Siegener und vielleicht auch für die Niederländer dar. Der „Heldenstatus“, der Wilhelm von Nassau-Oranien zugesprochen wurde, wird noch aktuell in den Grafiken zu dem Befreiungskampf, die im Siegerlandmuseum ausgestellt werden, deutlich. Da Wilhelm der Schweiger in Siegen residierte, das erste Heer im Siegerland stellte und die Niederlande durch ihn befreit wurde, besteht eine Art Verbindung zwischen den beiden Ländern. Wilhelm der Schweiger hat noch heute einen großen Stellenwert für die Niederlande und wird sogar in deren Nationalhymne als „Vater des Vaterlandes“ erwähnt. Schließlich führte er den Befreiungskampf der Niederländer gegen die Spanier an. Es ist daher von vornherein zu überlegen, ob von dem Siegerlandmuseum als einen potentiellen Siegener Erinnerungsort für Graf Wilhelm I. von Nassau-Oranien gesprochen werden sollte oder von einem „binationalen Erinnerungsort“ Für diejenigen, die an dem kulturellen Gedächtnis partizipieren, könnte die Gedenkausstellung im Oraniersaal ein Erinnerungsort an den Schweiger und seinen Erfolgen in den Niederlanden sein. Siegener Schulklassen, die einen Großteil der Besucher und Besucherinnen ausmachen, haben freien Eintritt ins Museum. Für Kinder gibt es ein museumspädagogisches Programm zu den Kindern von Wilhelm den Schweiger. So wird versucht, dass sich die Kinder in das Leben eines adligen Kindes „hineindenken“ und sich auch ein Stück weit mit sich selbst auseinandersetzen. Durch diese ästhetische Vermittlung von Geschichte innerhalb von Gruppen können die Kinder am kulturellen Gedächtnis partizipieren. Ebenso kann ein soziales Gedächtnis entstehen, solange sich die Erinnerungsgemeinschaft über die Erlebnisse austauscht. Fürst Johann Moritz von Siegen-Nassau Seit Mitte der 1950er Jahre hat Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen die Aufmerksamkeit eines brasilianischen Gesandten im Siegerlandmuseum bekommen. Schon allein dadurch, dass er der Stadt Siegen das Krönchen stiftete, ist Fürst Johann Moritz eine interessante Persönlichkeit, die dem Siegerlandmuseum durch seine Gouverneursstelle in Brasilien einen interkontinentalen Zugriff auf Geschichte ermöglicht. Durch eine großflächige Ausstellungsfläche zu Johann Moritz, eine Museumsbroschüre über ihn, sowie regelmäßige Führungen, die sich ausschließlich auf ihn beziehen, ist der Fokus auf Johann Moritz seit den Fünfziger Jahren verstärkt worden. Sowohl 1979 als auch im Jahre 2005 fanden Gedenkausstellung zu Johann Moritz statt, die viele Besucherinnen und Besucher anlockten. Gedenkfeiern inszenieren Erinnerungen und beeinflussen somit das Geschichtsbewusstsein von Individuen und deren Identität. Erst durch eine Sinngebung entsteht Identität. Aktuell gibt es eine Broschüre zum Siegerlandmuseum, die sich explizit auf Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen bezieht. Wird er im Siegerlandmuseum als international erfolgreich dargestellt, so wird er in den Tourismusbroschüren vor allem in Zusammenhang mit dem „Krönchen“, das er gestiftet hat, gebracht. Sofern die Siegener Bevölkerung die Broschüren konsumieren sowie Ausstellungen besuchen, stellt die Ausstellung zu Fürst Johann Moritz von Siegen-Nassau ein potentieller Erinnerungsort für denselben dar. Peter Paul Rubens Der flämische Maler Peter Paul Rubens bekommt in Siegen einen besonderen Stellenwert zugesprochen. Schließlich wurde die Stadt Siegen nach einem langen Streit zwischen den Städten Antwerpen, Köln und Siegen als seine Geburtsstadt erkoren. So wurde schon im Jahre 1914 ein „Rubenszimmer“ im Museum des Siegerlandes eingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt besaß das Museum zwar bereits Rubensgrafiken und Nachbildungen der Gemälde Rubens von dem Maler Teersteegen, aber noch keine originalen Rubensgemälde. Es gab aber nicht nur Rubensbefürworter, sondern ebenso kritische Stimmen. Im Siegerländer Heimatbuch von 1914 bekommt die Tatsache, dass Rubens ein Zimmer eingerichtet wurde, einen negativen Beigeschmack: „Dennoch aber glaubte man, dieses schwache Band, das unsere Stadt mit dem großen Niederländer verbindet, als Anlass zu einer kleinen Huldigung für ihn nehmen zu können und widmete seinem Gedächtnis ein Zimmer..“ Dazu muss betont werden, dass das Siegerland calvinistisch-pietistisch geprägt ist und die traditionellen, konservativen Siegener zumindest laut Stereotype kein ausgeprägtes Interesse an Kunst besitzen. Zudem malte Rubens die Figuren auf den Gemälden sehr freizügig, was der traditionellen Siegerländer Bevölkerung auch aktuell noch zuwider sein könnte. Bis heute gibt es aber ebenso Personengruppen, die die Bedeutung von Rubens in den Mittelpunkt rücken. Dazu gehören Mitglieder des Siegener Heimatvereins, das Siegerlandmuseum sowie Personen aus dem Marketingbereich der Stadt Siegen. Zum 350. Geburtstag des Barockmalers wurden Originalgemälde geliehen und das erste Rubensoriginal von Familie Flick gestiftet. 1977 wurde zum 400. Todestag des flämischen Barockmalers eine weitere Gedenkausstellung organisiert, für die an den Bahnstationen in ganz Deutschland geworben wurde. Auch diese Gedenkausstellung wurde sehr gut angenommen. Das Museum zählte in diesem Jahr 70.000 Besucherinnen und Besucher. Seit 1969 wird Rubens in Führungen und Sonderausstellungen des Siegerlandmuseums als internationaler Diplomat auf den Höfen Europas dargestellt. Es lässt sich vermuten, dass das Beispiel „Rubens als Diplomat“ einen politischen Appell im Kalten Krieg darstellte. Rubens als politisches Vorbild für ein diplomatisches Handeln hätte für die Personen dann einen Gegenwartsbezug, wenn sie sich sowohl mit der politischen Lage auseinandersetzten und von der Darstellung Rubens als Diplomaten erfuhren. Bis heute ist Rubens immer mehr ein Symbol für Siegen geworden, eine Art Marketingstrategie. Vom Rubensbecher im Eiscafe bis hin zum Rubensfest im Schlosspark oder Poetry@Rubens im Apollo-Theater: Rubens, der flämische Maler, ist überall und für alle Bevölkerungsgruppen präsent. Rubens als immatrieller Erinnerungsort für Siegen, unabhängig von dem Museum, könnte längst das Nebenprodukt der Marketingstrategien geworden sein. Das muss aber nicht heißen, dass das Obere Schloss, oder genauer, der Rubenssaal, nicht auch ein Erinnerungsort für Rubens sein kann. Das Siegerlandmuseum zählt inzwischen neun originale Rubensgemälde. Diese Tatsache sowie die Geburt Rubens wird in vielen Broschüren der Stadt Siegen erwähnt. Dass Rubens im Fokus steht, wird auch durch sein Selbstportrait auf der aktuellen Eintrittskarte ersichtlich. Eine Museumsbroschüre zu Rubens gibt es interessanterweise aktuell aber nicht. Nur wer an einer Museumsführung teilnimmt, kann im Rahmen des Museums mehr über ihn und seine Gemälde erfahren. Aufgrund der gut besuchten Gedenkausstellungen und der starken Werbung für die Rubensbilder kann angenommen werden, dass das Siegerlandmuseum ein möglicher Erinnerungsort für Rubens ist und dass Rubens selbst einen potentiellen, abstrakten Erinnerungsort darstellt, der nicht im Oberen Schloss zu lokalisieren ist. Auf das Siegerlandmuseum als potentiellen Erinnerungsort für Rubens bezogen, muss das Museum besucht werden um am kulturellen Gedächtnis zu partizipieren. Um weiterhin an Rubens nicht nur als Maler, sondern auch als Diplomat zu erinnern, was seit den Sechzigern möglich ist und potentiell alle Generationen beeinflusst haben mag, müssen die Siegener Bürgerinnen und Bürger am kulturellen Gedächtnis zu Rubens als Diplomat teilnehmen. Die Siegener Bürgerin oder der Siegener Bürger müsste sowohl an den ästhetischen als auch an den politisch-kognitiven Sinnbildungsangeboten partizipieren. Während das Siegerlandmuseum als Erinnerungsort für Rubens als Maler stets aktuell sein kann, wird sich der Inhalt „Rubens als Diplomat“ je nach gegenwärtigem politischen Interesse relativ schnell wieder in das Speichergedächtnis „zurückziehen“, bis es wieder an Aktualität gewinnt. Das Schaubergwerk Das Schaubergwerk, ein künstlich angelegtes Bergwerk, wurde den Museumsbesucher und Museumsbesucherinnen im Jahre 1938 und damit mit der großen Ausstellung „der Deutsche Berg- und Hüttenmann“ zum Westfalentag zugänglich gemacht. Die Ausstellung thematisierte das Arbeiten „unter Tage“ sowie die Verhüttungsprozesse und ihre Geschichte. Der Eisenerzabbau im Siegerland hatte eine lange Tradition und deshalb einen großen Stellenwert für die Siegerländerinnen und Siegerländer. Schon in der La- Tenè- Zeit vor über 2500 Jahren wurde im Siegerland Erz abgebaut. Dies beweisen Lehmöfen, die zur Eisenverwertung benutzt wurden. Ein über 2500 Jahre alter Lehmofen ist auch heute noch im Siegerlandmuseum ausgestellt. Aber nicht nur für die Siegener Bevölkerung, sondern ebenso für Menschen aus anderen Regionen, die das Schaubergwerk besuchten, könnte es ein Erinnerungsort geworden sein, sofern es zu ihrer eigenen Identität beigetragen hat und weiterhin trägt. Aktuell wird nicht nur in der Broschüre des Siegerlandmuseums für das Schaubergwerk geworben, in dem es als „besonders eindrucksvoll“ bezeichnet wird, sondern ebenso in der Zeitung. sowie auf der Internetseite der Stadt Siegen. Außerdem wird das Schaubergwerk im Kurzfilm Eisenstraße Südwestfalen von 2013 thematisiert. Regelmäßig wird für Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren das museumspädagogische Programm „Glück-Auf“57 angeboten, was für den guten Zulauf des Programms spricht. Mit Helm und Lampe ausgestattet, versucht das Siegerlandmuseum, dass sich die Kinder in das Leben eines Bergarbeiters „hineinversetzen“. Diese können Sinnbildungsprozessen unterliegen, die ihr Geschichtsbewusstsein beeinflussen. Natürlich kann innerhalb des museumspädagogischen Programms nicht ansatzweise nachempfunden werden, wie gefährlich und anstrengend die „Arbeit unter Tage“ gewesen ist. Dennoch kann ein emotionales Gruppenerlebnis durchaus bei den Kindern dafür sorgen, dass es in deren kollektiven Gedächtnis gespeichert wird. Dementsprechend kann das Schaubergwerk einen potentiellen Erinnerungsort für die jüngere Generation darstellen, die im Rahmen eines Schulbesuches oder eines museumspädagogischen Programms ein Abenteuer erlebt und sich mit allen Sinnen mit dem damaligen Leben ihrer Verwandten oder der Personen ihrer Heimatstadt näher auseinandersetzen können. Es stellt also eine Verschiebung der angesprochenen Personengruppen dar. Während in den Achtziger Jahren vor allem die Personengruppen angesprochen wurden, die auf irgendeiner Weise schon Erfahrungen mit der Bergarbeit gemacht hatten, stehen aktuell besonders die jüngere Generation im Fokus, die eventuell noch keinerlei Kenntnisse über die damalige Arbeit im Siegerland gemacht haben und es im museumspädagogischen Programm versuchen selbst nachzuempfinden, wie der Alltag „unter Tage“ hätte sein können. Deshalb stellt das Schaubergwerk aktuell mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Siegener Erinnerungsort für die jüngere Generation dar, kann aber eventuell ebenso noch ein Erinnerungsort für die ältere Generation sein. Die Wohnkultur**
Die Wohnkultur des 19. Jahrhunderts wird noch in der aktuellen Museumsbroschüre als eine der großen Ausstellungsbereiche erwähnt und mit Bildern zur Schau gestellt. Sie beinhaltet unter anderem Biedermeiermöbel, eine Küche und eine Schlafstube. In den Medien außerhalb des Siegerlandmuseums hat dieser Ausstellungsbereich an Bedeutung verloren. In Gedichten von Adolf Wurmbach, die in Heimatzeitschriften der dreißiger Jahre erschienen, wurde versucht, die Heimatstube und ihren Wert für die Siegerländer Tradition und Sitte zu vermitteln. Aktuell wird die Siegerländer Heimatstube in manchen Museumsführern und Broschüren nicht einmal mehr erwähnt. Da sehr stark für die wertvollen Rubensgemälde geworben wirdt, gerät die Heimatstube immer mehr in Vergessenheit. Es ist einfacher, einen weltbekannten Künstler zu vermarkten als eine regionale Heimatstube. Dennoch ist es durchaus möglich, dass die Heimatstube ein Erinnerungsort für die heimatverbundene Siegener Bevölkerung ist. So wurde 1983 in einem Zeitungsartikel der Siegener Zeitung betont, dass historisch gewordene Objekte eine „zuverlässige Anschauung von der Wohn- und Lebensform der Urgroßeltern vermitteln“. Sofern das Museum besucht wird, könnten die Besucherinnen und Besucher einen Bezug zwischen ihrer eigenen Lebensgeschichte, ihrer Familie und den Objekten herstellen. Da sich die Exponate zur Wohnkultur auf das 19. Jahrhundert beziehen, wird am ehesten die ältere Generation einen Bezug zu ihnen finden können. Der Ausstellungsbereich zur Wohnkultur des 19. Jahrhunderts kann also ein potentieller Erinnerungsort für Tradition und Sitten der „alteingesessenen“ Siegenerinnen und Siegener sein.