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orte:oberes_schloss [2017/04/17 22:26]
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orte:oberes_schloss [2017/04/17 22:27]
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 Nachdem der Nassauische Hof im Jahr 1695 einem Stadtbrand zum Opfer gefallen war, wurde an dessen Stelle eine dreiflügelige Schlossanlage gebaut. Schon bald kam die Bezeichnung „Unteres Schloss“ auf, während die katholische Residenz, das spätere „Obere Schloss“, noch im Jahr 1731 in einem Ehevertrag lediglich als „Palais de Nassau“ bezeichnet wurde.((Vgl. Friedhelm Menk: Die nachmittelalterlichen Pergamenturkunden im Stadtarchiv Siegen. Unter Benutzung der Vorarbeiten von Heinz Fischer (1908-1945) und Hans Kruse (1882-1941) dem Inhalt nach zusammengestellt,​ Siegen 1968, S. 199.)) Nach Aussterben der katholischen und evangelischen Linie des Hauses Nassau-Siegen fiel das Obere Schloss an die Linie Oranien-Nassau-Diez und somit an Wilhelm IV., Prinz von Nassau-Oranien (1711–1751),​ der in Den Haag residierte. Im Jahr 1743 wurde es Dienstsitz und in Teilen auch Wohnung der örtlichen Verwaltungsbeamten.((Vgl. Ursula Blanchebarbe:​ Das Siegerlandmuseum im Oberen Schloss zu Siegen, in: Gerhard Brunn (Hg.): Aufbruch in neue Welten. Der Brasilianer Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679),​ Siegen 2004, S. 14-15, hier S. 14.)) Nachdem es zeitweilig von französischen Truppen Napoleon Bonapartes (1769–1821) eingenommen worden war, ging es in den Besitz des preußischen Staates über. ​ Mit der Angliederung an Preußen 1815/16 zog unter anderem das Landratsamt in das Schlossgebäude ein.  1888 erwarb die Stadt Siegen das Obere Schloss für nur 30.400 Mark. Seitdem wurde die Anlage auf vielfältige Art und Weise genutzt. Teile des Schlosses dienten als Unterkunft für die dort eingesetzten Beamten und wurden bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Wohnung vermietet. Zudem zogen die Siegener Freimaurerloge und ein Waisenhaus, das Anna-Helenen-Stift,​ in das Schloss ein. Im Jahr 1905 folgte die Eröffnung des Siegerlandmuseums,​ welches zunächst nur wenige Räume und später das gesamte Schloss einnahm. 1938 wurde anlässlich der Ausstellung „Der deutsche Berg- und Hüttenmann“ das Schaubergwerk unter dem Schlosshof angelegt, welches während des Zweiten Weltkriegs auch als Luftschutzraum für die Bevölkerung des Siegbergs genutzt wurde. Bei dem Luftangriff auf Siegen vom 16. Dezember 1944 wurde das Obere Schloss schwer getroffen. Mehrere Brandbomben zerstörten die Bedachung des Steinbaus. Der Wiederaufbau nach Kriegsende sollte sich bis in die 1950er Jahre hinziehen. Schon 1946 zogen allerdings die Städtische Bücherei, das Stadtarchiv,​ und die Webschule in die intakten Gebäudeteile ein. Nachdem der Nassauische Hof im Jahr 1695 einem Stadtbrand zum Opfer gefallen war, wurde an dessen Stelle eine dreiflügelige Schlossanlage gebaut. Schon bald kam die Bezeichnung „Unteres Schloss“ auf, während die katholische Residenz, das spätere „Obere Schloss“, noch im Jahr 1731 in einem Ehevertrag lediglich als „Palais de Nassau“ bezeichnet wurde.((Vgl. Friedhelm Menk: Die nachmittelalterlichen Pergamenturkunden im Stadtarchiv Siegen. Unter Benutzung der Vorarbeiten von Heinz Fischer (1908-1945) und Hans Kruse (1882-1941) dem Inhalt nach zusammengestellt,​ Siegen 1968, S. 199.)) Nach Aussterben der katholischen und evangelischen Linie des Hauses Nassau-Siegen fiel das Obere Schloss an die Linie Oranien-Nassau-Diez und somit an Wilhelm IV., Prinz von Nassau-Oranien (1711–1751),​ der in Den Haag residierte. Im Jahr 1743 wurde es Dienstsitz und in Teilen auch Wohnung der örtlichen Verwaltungsbeamten.((Vgl. Ursula Blanchebarbe:​ Das Siegerlandmuseum im Oberen Schloss zu Siegen, in: Gerhard Brunn (Hg.): Aufbruch in neue Welten. Der Brasilianer Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679),​ Siegen 2004, S. 14-15, hier S. 14.)) Nachdem es zeitweilig von französischen Truppen Napoleon Bonapartes (1769–1821) eingenommen worden war, ging es in den Besitz des preußischen Staates über. ​ Mit der Angliederung an Preußen 1815/16 zog unter anderem das Landratsamt in das Schlossgebäude ein.  1888 erwarb die Stadt Siegen das Obere Schloss für nur 30.400 Mark. Seitdem wurde die Anlage auf vielfältige Art und Weise genutzt. Teile des Schlosses dienten als Unterkunft für die dort eingesetzten Beamten und wurden bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Wohnung vermietet. Zudem zogen die Siegener Freimaurerloge und ein Waisenhaus, das Anna-Helenen-Stift,​ in das Schloss ein. Im Jahr 1905 folgte die Eröffnung des Siegerlandmuseums,​ welches zunächst nur wenige Räume und später das gesamte Schloss einnahm. 1938 wurde anlässlich der Ausstellung „Der deutsche Berg- und Hüttenmann“ das Schaubergwerk unter dem Schlosshof angelegt, welches während des Zweiten Weltkriegs auch als Luftschutzraum für die Bevölkerung des Siegbergs genutzt wurde. Bei dem Luftangriff auf Siegen vom 16. Dezember 1944 wurde das Obere Schloss schwer getroffen. Mehrere Brandbomben zerstörten die Bedachung des Steinbaus. Der Wiederaufbau nach Kriegsende sollte sich bis in die 1950er Jahre hinziehen. Schon 1946 zogen allerdings die Städtische Bücherei, das Stadtarchiv,​ und die Webschule in die intakten Gebäudeteile ein.
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-Zum ersten Mal erwähnt wurde das Obere Schloss in einer Urkunde vom 2. September 1259, in der von einer „burch [...] zen Sigin“((Urkunde von Heinrich, Bischof von Lüttich und Otto, Graf von Geldern vom 2. September 1259, in: Friedrich Philippi (Hg.): Siegener Urkundenbuch. Im Auftrage des Vereins für Urgeschichte und Alterthumskunde zu Siegen und mit Unterstützung der Stadt und des Kreises Siegen. I. Abteilung bis 1350. Mit einer Siegeltafel und einer historischen Karte, Siegen 1887, S. 21 f.)) die Rede ist. Man kann aber davon ausgehen, dass diese Burg schon früher existierte. Für das Jahr 1224 ist bezeugt, dass dem Erzbischof Engelbert I. von Köln (um 1185–1225) von Graf Heinrich II. (dem Reichen) von Nassau (vor 1190–1247/​50) die Hälfte der Münz- und Zolleinnahmen der neu erbauten Stadt Siegen zugesprochen wurde.((Vgl. Urkunde von 1224, in: Friedrich Philippi (Hg.): Siegener Urkundenbuch. Im Auftrage des Vereins für Urgeschichte und Alterthumskunde zu Siegen und mit Unterstützung der Stadt und des Kreises Siegen. I. Abteilung bis 1350. Mit einer Siegeltafel und einer historischen Karte, Siegen 1887, S. 8.)) In der Urkunde von 1224 wird unter anderem bestimmt, dass keiner der beiden einen „civem vel castellanmum“,​ also einen Bürger oder Burgmann, ohne die Zustimmung des anderen aufnehmen darf. Die Erwähnung von Burgmannen deutet darauf hin, dass bereits zu diesem Zeitpunkt eine Burg in Siegen bestand. 
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-Außerdem wird bereits angedeutet, dass der Erzbischof von Köln und die Grafen von Nassau nicht nur die Stadt Siegen, sondern auch die dortige Burg unter sich aufgeteilt hatten. Die Art dieser Teilung wird in einem Vertrag ​ zwischen Erzbischof Walram von Köln (1304–1249) und den Grafen Heinrich I. (um 1265–1343) und Otto II. (vor 1329–1350/​51) von Nassau-Dillenburg vom 24. Juni 1343 bestimmt.((Vgl. Urkunde von Erzbischof Walram von Köln und den Grafen Heinrich und Otto von Nassau vom 24. Juni 1343, in: Friedrich Philippi (Hg.): Siegener Urkundenbuch. Im Auftrage des Vereins für Urgeschichte und Alterthumskunde zu Siegen und mit Unterstützung der Stadt und des Kreises Siegen. I. Abteilung bis 1350. Mit einer Siegeltafel und einer historischen Karte, Siegen 1887, S. 153–155.)) Gleichzeitig enthält diese Urkunde Hinweise zum Aufbau der Burg zu der Zeit: dem Erzbischof wurde die Hälfte der Burg in Richtung Sieg zugesprochen,​ den Grafen die Hälfte in Richtung der Weiss, der Turm, das Tor, der innere Hof und der Brunnen sollten gemeinsam genutzt werden. Allerdings haben weder die Grafen von Nassau noch der Kölner Erzbischof dauerhaft im Oberen Schloss gewohnt: Da die Grafen nicht in einer Stadt residieren konnten, deren Burg ihnen nur zur Hälfte gehörte, verlagerten sie den nassauischen Hof schon zu Zeiten Heinrichs II. von Nassau nach Dillenburg, und das abgelegene Siegen kam auch als Residenz für den Erzbischof von Köln nicht in Frage. ​   
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-Nach Ende der Doppelherrschaft 1414 wurde die Teilung des Schlosses 1421 in Folge des Arnsberger Erbfolgestreits aufgehoben. ​ Es blieb für die nächsten Jahrhunderte in nassauischem Besitz, wurde aber nur zeitweise als Residenz genutzt. ​ Wilhelm I. von Nassau-Oranien (1533–1584) kämpfte im Achtzigjährigen Krieg für die Niederlande gegen die Spanier und nutzte das Schloss als Zwischenaufenthalt auf seiner Flucht nach Dillenburg. ​ Im Frühjahr 1568 sammelte er hier ein Heer, das ihm bei seinem Befreiungskampf helfen sollte. Sein Bruder Johann VI. (der Ältere) von Nassau-Dillenburg (1536–1606) beherbergte in den Jahren, in denen die Pest in Siegen wütete (1594–1599),​ den reformierten Theologen und Bibelübersetzer Johannes Piscator (1546–1625) im Oberen Schloss des nun calvinistischen Siegen. ​ 
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-Nach dem Tod Johanns VI. wurde sein Land in fünf Gebiete aufgeteilt, sodass die Grafschaften Nassau-Dillenburg,​ Nassau-Beilstein,​ Nassau-Diez,​ Nassau-Hadamar und Nassau-Siegen entstanden. Einer seiner Söhne, Johann VII. (der Mittlere) von Nassau-Siegen (1561–1623),​ übersiedelte im Jahr 1607 nach Siegen, um sein Erbe geltend zu machen. Das Obere Schloss, das er restauriert und um Wirtschaftsanlagen und Wehrbauten erweitert hatte, wurde seine Residenz. Zusammen mit dem Soldaten und Militärschriftsteller Johann Jacobi von Wallhausen (1580–1627) gründete er 1616 eine Kriegsschule in Siegen, wahrscheinlich sogar die erste der Welt.((Vgl. Blanchebarbe:​ Kleine Geschichte des Oberen Schlosses in Siegen, S. 6-18.)) 
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-Der Sohn Johanns VII., Johann VIII. (der Jüngere; 1583–1638),​ konvertierte 1612 während einer Italienreise zum Katholizismus. ​ Dies veranlasste seinen – calvinistischen – Vater, sein Testament dahingehend zu ändern, dass sein Erbe zwischen seinen drei Söhnen geteilt werden sollte, so dass der älteste, katholische Sohn nicht alles erhielt. Zwar wurde das Schloss für ihn bestimmt, die Stadt Siegen mit ihren Abgaben sollte aber im Besitz aller Söhne bleiben. ​ Nach dem Tod des Vaters am 27. September 1623 brachte Johann VIII. zunächst die gesamte Grafschaft in seine Hand und begann diese zu rekatholisieren. ​ Aber 1632 konnte sein Bruder Johann Moritz (1604–1679) mit Hilfe des schwedischen Königs Gustav II. Adolf (1594–1632) die Regierung in Siegen übernehmen und die im väterlichen Testament festgelegte Dreiteilung des Gebietes Nassau-Siegen durchsetzen. ​ Das Obere Schloss wurde nun Sitz der katholischen Linie, während die protestantische Linie ihre Residenz im „Unteren Schloss“, einem ehemaligen Franziskanerkloster nahm.((Vgl. Rolf Glawischnig:​ Art. Johannes VIII., in: NDB 10 (1974), S. 501 f.; Wolfgang Degenhardt: Eine Karriere in den Niederlanden,​ in: Gerhard Brunn (Hg.): Aufbruch in neue Welten. Der Brasilianer Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679),​ Siegen, 2004, S. 17–24, hier S.  23.)) 
  
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orte/oberes_schloss.txt · Zuletzt geändert: 2021/03/25 14:11 von redaktion