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ideen-traditionen:haubergswirtschaft [2021/04/23 10:41]
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ideen-traditionen:haubergswirtschaft [2021/04/24 11:15] (aktuell)
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 ====== ​ Haubergswirtschaft ====== ====== ​ Haubergswirtschaft ======
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 Die Haubergswirtschaft ist ein nachhaltiges Prinzip der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung,​ welche typisch für das Siegerland und die umliegenden Regionen ist.  Sie war jahrhundertelang ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Die Haubergswirtschaft diente in erster Linie der Gewinnung von Holz, welches anschließend als Brennmaterial verwendet oder zu Holzkohle für die Eisenverhüttung weiterverarbeitet werden konnte. Darüber hinaus wurde der Hauberg als Viehweide und für den Anbau von Roggen und Buchweizen genutzt. ​ Die Haubergswirtschaft ist ein nachhaltiges Prinzip der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung,​ welche typisch für das Siegerland und die umliegenden Regionen ist.  Sie war jahrhundertelang ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Die Haubergswirtschaft diente in erster Linie der Gewinnung von Holz, welches anschließend als Brennmaterial verwendet oder zu Holzkohle für die Eisenverhüttung weiterverarbeitet werden konnte. Darüber hinaus wurde der Hauberg als Viehweide und für den Anbau von Roggen und Buchweizen genutzt. ​
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 **Nachhaltigkeit** **Nachhaltigkeit**
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 Das Prinzip der Haubergswirtschaft ist es, nur so viele Bäume zu fällen, wie nachwachsen können, um Holznotstände zu vermeiden. Dafür wird die Fläche einer Haubergsgenossenschaft in gleichgroße Teile unterteilt, die von ihrer Anzahl der Umtriebszeit der Bäume entsprechen (meistens zwischen 16 und 20 Jahren). Jedes Jahr darf nur eine Fläche gefällt werden. Nachdem man bei der letzten angekommen ist, wird wieder von vorne begonnen. In der Zwischenzeit haben die Bäume genug Zeit, wieder auszutreiben und zu wachsen. Die Reihenfolge,​ in welchem Jahr welche Fläche gefällt wird, wird vorab in einem Schlagplan festgelegt.((Vgl. Becker: Lexikon, S. 94.)) Das Prinzip der Haubergswirtschaft ist es, nur so viele Bäume zu fällen, wie nachwachsen können, um Holznotstände zu vermeiden. Dafür wird die Fläche einer Haubergsgenossenschaft in gleichgroße Teile unterteilt, die von ihrer Anzahl der Umtriebszeit der Bäume entsprechen (meistens zwischen 16 und 20 Jahren). Jedes Jahr darf nur eine Fläche gefällt werden. Nachdem man bei der letzten angekommen ist, wird wieder von vorne begonnen. In der Zwischenzeit haben die Bäume genug Zeit, wieder auszutreiben und zu wachsen. Die Reihenfolge,​ in welchem Jahr welche Fläche gefällt wird, wird vorab in einem Schlagplan festgelegt.((Vgl. Becker: Lexikon, S. 94.))
  
 ** Haubergsgenossenschaft** ** Haubergsgenossenschaft**
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 Ein weiteres wichtiges Kennzeichen der Haubergswirtschaft ist die gemeinschaftliche Nutzung. Jeder Haubergsgenossenschaft (heute Waldgenossenschaft) gehört eine bestimmte Waldfläche. Das gemeinsame Vermögen wird unter den Mitgliedern nach der Größe ihrer Anteile verteilt. Diese Anteile werden meistens nach Münzen benannt, wie der Haubergspfennig. Die Mitglieder treffen sich einmal jährlich, meistens im Spätherbst oder im Winter, in einer Genossenschaftsversammlung. Dabei wird das Stimmrecht eines jeden nach den Anteilen berechnet. Darüber hinaus gibt es einen gewählten Vorstand, der aus dem Haubergsvorsteher und zwei Beisitzern besteht. Zusätzlich gibt es einen Rechner (Schatzmeister) und zwei Rechnungsprüfer. ​ Ein weiteres wichtiges Kennzeichen der Haubergswirtschaft ist die gemeinschaftliche Nutzung. Jeder Haubergsgenossenschaft (heute Waldgenossenschaft) gehört eine bestimmte Waldfläche. Das gemeinsame Vermögen wird unter den Mitgliedern nach der Größe ihrer Anteile verteilt. Diese Anteile werden meistens nach Münzen benannt, wie der Haubergspfennig. Die Mitglieder treffen sich einmal jährlich, meistens im Spätherbst oder im Winter, in einer Genossenschaftsversammlung. Dabei wird das Stimmrecht eines jeden nach den Anteilen berechnet. Darüber hinaus gibt es einen gewählten Vorstand, der aus dem Haubergsvorsteher und zwei Beisitzern besteht. Zusätzlich gibt es einen Rechner (Schatzmeister) und zwei Rechnungsprüfer. ​
 Seit 1843 war außerdem ein Haubergsschütze vorgesehen, der auf Lebenszeit ernannt wurde und für Recht und Ordnung sorgen sollte. Ein weiteres Organ war der Haubergsschöffenrat,​ der 1879 eingeführt wurde und die Haubergsgenossenschaften auf Kreisebene vertrat. Neben dem Landrat bestand er aus sechs gewählten Haubergsschöffen. ((Vgl. Becker: Siegerländer Hauberg, S. 37ff.)) Seit 1843 war außerdem ein Haubergsschütze vorgesehen, der auf Lebenszeit ernannt wurde und für Recht und Ordnung sorgen sollte. Ein weiteres Organ war der Haubergsschöffenrat,​ der 1879 eingeführt wurde und die Haubergsgenossenschaften auf Kreisebene vertrat. Neben dem Landrat bestand er aus sechs gewählten Haubergsschöffen. ((Vgl. Becker: Siegerländer Hauberg, S. 37ff.))
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 **Multifunktionswald** ​ **Multifunktionswald** ​
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 Der Hauberg hatte in vielerlei Hinsicht eine wichtige Bedeutung für die Stadt Siegen und die ganze Region. Er stellte Nahrungsmittel,​ Rohstoffe, Energieträger wie Brennholz und Holzkohle sowie Gelderträge bereit.((Vgl. Becker: Lexikon, S. 63.)) Der Hauberg hatte in vielerlei Hinsicht eine wichtige Bedeutung für die Stadt Siegen und die ganze Region. Er stellte Nahrungsmittel,​ Rohstoffe, Energieträger wie Brennholz und Holzkohle sowie Gelderträge bereit.((Vgl. Becker: Lexikon, S. 63.))
 Die Haubergswirtschaft war eine Kreislaufwirtschaft. Der Jahreszyklus begann mit dem Teilen. Dabei wurde die Schlagfläche in unterschiedliche Jähne unterteilt, die den Anteilen der Mitglieder entsprechen. Danach wurden die Birken und andere Weichhölzer gefällt (Räumen). Das gewonnene Holz wurde zur Herstellung von Holzkohle genutzt, und das anfallende Reisig zu sogenannten Schanzen gebunden, die entweder zur Beheizung der Wohnhäuser oder der gemeinschaftlichen Backöfen genutzt wurden. Mitte Mai wurden die Eichen geloht (die Rinde abgeschält). Diese Lohrinde diente vorrangig als Gerbermittel für die Lederherstellung,​ konnte getrocknet aber auch als Heizmaterial oder zur Unkrautvernichtung genutzt werden. Anschließend wurden die Eichen gefällt und verwertet. Das Besondere beim Niederwald ist, dass Birke und Eiche von alleine wieder ausschlagen,​ und nach einer Umschlagszeit von 16 bis 20 Jahren wieder so hoch gewachsen sind, dass sie erneut geschlagen werden können.((Vgl. Becker: Lexikon, S. 63.)) Die Haubergswirtschaft war eine Kreislaufwirtschaft. Der Jahreszyklus begann mit dem Teilen. Dabei wurde die Schlagfläche in unterschiedliche Jähne unterteilt, die den Anteilen der Mitglieder entsprechen. Danach wurden die Birken und andere Weichhölzer gefällt (Räumen). Das gewonnene Holz wurde zur Herstellung von Holzkohle genutzt, und das anfallende Reisig zu sogenannten Schanzen gebunden, die entweder zur Beheizung der Wohnhäuser oder der gemeinschaftlichen Backöfen genutzt wurden. Mitte Mai wurden die Eichen geloht (die Rinde abgeschält). Diese Lohrinde diente vorrangig als Gerbermittel für die Lederherstellung,​ konnte getrocknet aber auch als Heizmaterial oder zur Unkrautvernichtung genutzt werden. Anschließend wurden die Eichen gefällt und verwertet. Das Besondere beim Niederwald ist, dass Birke und Eiche von alleine wieder ausschlagen,​ und nach einer Umschlagszeit von 16 bis 20 Jahren wieder so hoch gewachsen sind, dass sie erneut geschlagen werden können.((Vgl. Becker: Lexikon, S. 63.))
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 Willer, Monika: Weltkulturerbe aus Südwestfalen. Der Siegerländer Hauberg. In: Westfalenpost vom 28.01.2017 Willer, Monika: Weltkulturerbe aus Südwestfalen. Der Siegerländer Hauberg. In: Westfalenpost vom 28.01.2017
  
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ideen-traditionen/haubergswirtschaft.1619167262.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/04/23 10:41 von armchairtimetraveller