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ideen-traditionen:haubergswirtschaft [2021/04/23 10:38]
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 ====== ​ Haubergswirtschaft ====== ====== ​ Haubergswirtschaft ======
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 Die Haubergswirtschaft ist ein nachhaltiges Prinzip der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung,​ welche typisch für das Siegerland und die umliegenden Regionen ist.  Sie war jahrhundertelang ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Die Haubergswirtschaft diente in erster Linie der Gewinnung von Holz, welches anschließend als Brennmaterial verwendet oder zu Holzkohle für die Eisenverhüttung weiterverarbeitet werden konnte. Darüber hinaus wurde der Hauberg als Viehweide und für den Anbau von Roggen und Buchweizen genutzt. ​ Die Haubergswirtschaft ist ein nachhaltiges Prinzip der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung,​ welche typisch für das Siegerland und die umliegenden Regionen ist.  Sie war jahrhundertelang ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Die Haubergswirtschaft diente in erster Linie der Gewinnung von Holz, welches anschließend als Brennmaterial verwendet oder zu Holzkohle für die Eisenverhüttung weiterverarbeitet werden konnte. Darüber hinaus wurde der Hauberg als Viehweide und für den Anbau von Roggen und Buchweizen genutzt. ​
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 **Multifunktionswald** ​ **Multifunktionswald** ​
 Der Hauberg hatte in vielerlei Hinsicht eine wichtige Bedeutung für die Stadt Siegen und die ganze Region. Er stellte Nahrungsmittel,​ Rohstoffe, Energieträger wie Brennholz und Holzkohle sowie Gelderträge bereit.((Vgl. Becker: Lexikon, S. 63.)) Der Hauberg hatte in vielerlei Hinsicht eine wichtige Bedeutung für die Stadt Siegen und die ganze Region. Er stellte Nahrungsmittel,​ Rohstoffe, Energieträger wie Brennholz und Holzkohle sowie Gelderträge bereit.((Vgl. Becker: Lexikon, S. 63.))
-Die Haubergswirtschaft war eine Kreislaufwirtschaft. Der Jahreszyklus begann mit dem Teilen. Dabei wurde die Schlagfläche in unterschiedliche Jähne unterteilt, die den Anteilen der Mit-glieder ​entsprechen. Danach wurden die Birken und andere Weichhölzer gefällt (Räumen). Das gewonnene Holz wurde zur Herstellung von Holzkohle genutzt, und das anfallende Reisig zu sogenannten Schanzen gebunden, die entweder zur Beheizung der Wohnhäuser oder der gemeinschaftlichen Backöfen genutzt wurden. Mitte Mai wurden die Eichen geloht (die Rinde abgeschält). Diese Lohrinde diente vorrangig als Gerbermittel für die Lederherstellung,​ konnte getrocknet aber auch als Heizmaterial oder zur Unkrautvernichtung genutzt werden. Anschließend wurden die Eichen gefällt und verwertet. Das Besondere beim Niederwald ist, dass Birke und Eiche von alleine wieder ausschlagen,​ und nach einer Umschlagszeit von 16 bis 20 Jahren wieder so hoch gewachsen sind, dass sie erneut geschlagen werden können.((Vgl. ​ebd.))+Die Haubergswirtschaft war eine Kreislaufwirtschaft. Der Jahreszyklus begann mit dem Teilen. Dabei wurde die Schlagfläche in unterschiedliche Jähne unterteilt, die den Anteilen der Mitglieder ​entsprechen. Danach wurden die Birken und andere Weichhölzer gefällt (Räumen). Das gewonnene Holz wurde zur Herstellung von Holzkohle genutzt, und das anfallende Reisig zu sogenannten Schanzen gebunden, die entweder zur Beheizung der Wohnhäuser oder der gemeinschaftlichen Backöfen genutzt wurden. Mitte Mai wurden die Eichen geloht (die Rinde abgeschält). Diese Lohrinde diente vorrangig als Gerbermittel für die Lederherstellung,​ konnte getrocknet aber auch als Heizmaterial oder zur Unkrautvernichtung genutzt werden. Anschließend wurden die Eichen gefällt und verwertet. Das Besondere beim Niederwald ist, dass Birke und Eiche von alleine wieder ausschlagen,​ und nach einer Umschlagszeit von 16 bis 20 Jahren wieder so hoch gewachsen sind, dass sie erneut geschlagen werden können.((Vgl. ​Becker: Lexikon, S. 63.))
 Da die vielen Berge und Wälder die Anlegung von landschaftlichen Nutzungsflächen erschwerten,​ wurde der Hauberg ebenfalls für diesen Zweck genutzt. Nachdem man die Fläche vollständig geräumt und die Reste aus Gras und Sträuchern verbrannt hatte, wurde die Asche auf der gesamten Fläche verteilt, um sie landwirtschaftlich fruchtbar zu machen. Im Juni wurde dort Winterroggen und Buchweizen gesät. Deren Körner konnten später in verschiedenen Speisen verwendet werden. Winterroggen wurde typischerweise zu Mehl verarbeitet und daraus in den gemeinschaftlichen Backöfen Brot gebacken. Buchweizen wurde eher zu Kuchen oder Brei verarbeitet. Darüber hinaus konnte beides als Viehfutter verwendet werden, und das anfallende Stroh als Stallstreu oder als Dacheindeckung. ((Vgl. ebd., S. 64.)) Zusätzlich bot sich der Hauberg auch zum Sammeln von Pilzen und Wildfrüchten an.  Da die vielen Berge und Wälder die Anlegung von landschaftlichen Nutzungsflächen erschwerten,​ wurde der Hauberg ebenfalls für diesen Zweck genutzt. Nachdem man die Fläche vollständig geräumt und die Reste aus Gras und Sträuchern verbrannt hatte, wurde die Asche auf der gesamten Fläche verteilt, um sie landwirtschaftlich fruchtbar zu machen. Im Juni wurde dort Winterroggen und Buchweizen gesät. Deren Körner konnten später in verschiedenen Speisen verwendet werden. Winterroggen wurde typischerweise zu Mehl verarbeitet und daraus in den gemeinschaftlichen Backöfen Brot gebacken. Buchweizen wurde eher zu Kuchen oder Brei verarbeitet. Darüber hinaus konnte beides als Viehfutter verwendet werden, und das anfallende Stroh als Stallstreu oder als Dacheindeckung. ((Vgl. ebd., S. 64.)) Zusätzlich bot sich der Hauberg auch zum Sammeln von Pilzen und Wildfrüchten an. 
 Des Weiteren wurde der Hauberg auch als beaufsichtige Viehweide genutzt. Dies ging allerdings nur bei Haubergsflächen,​ die schon fünf Jahre oder älter waren, da sonst die Gefahr bestand, dass die jungen Austriebe gefressen wurden. Die Rinder stellten eine weitere Ernährungsgrundlage für die Bevölkerung dar und waren außerdem ein wichtiger Rohstoff für die Lederindustrie. Zusätzlich sorgte die Beweidung dafür, dass der Haubergsboden gedüngt und zumindest stellenweise verdichtet wurde.((Vgl. ebd., S. 65.)) Des Weiteren wurde der Hauberg auch als beaufsichtige Viehweide genutzt. Dies ging allerdings nur bei Haubergsflächen,​ die schon fünf Jahre oder älter waren, da sonst die Gefahr bestand, dass die jungen Austriebe gefressen wurden. Die Rinder stellten eine weitere Ernährungsgrundlage für die Bevölkerung dar und waren außerdem ein wichtiger Rohstoff für die Lederindustrie. Zusätzlich sorgte die Beweidung dafür, dass der Haubergsboden gedüngt und zumindest stellenweise verdichtet wurde.((Vgl. ebd., S. 65.))
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